Gegen Kratzer im Herzen – Zwölf Mainzer Schulen nehmen an Gewaltpräventionsprojekt Mut Tut Gut teil

Zwölf Mainzer Schulen nehmen an dem Gewaltpräventionsprojekt „Prima Klima / Mut tut gut“ teil
(Foto: Landeshauptstadt)

Mainzer Allgemeine Zeitung vom 28.11.2019 – Alle wollen mit ihm befreundet sein. Es ist an ihren Blicken abzulesen, an der Art, wie sie sich melden. Den Arm weit hoch gestreckt; den Zeigefinger straff gegen die Decke gereckt. Die Augen sind auf den Trainer gerichtet. Den Mann, der von Kratzern im Herzen erzählt und die Kinder auffordert, sich bei einem Spiel gegenseitig auf die Knie zu hauen. Er ist einer von mehreren Trainern, die an diesem Tag an der Theodor-Heuss-Grundschule in Hechtsheim sind.

„Prima Klima/Mut Tut Gut“: So heißt das Projekt, das der Verein Funkelstern seit 2016 finanziell und organisatorisch unterstützt. Das Ziel: Das Selbstvertrauen und den Umgang untereinander an Mainzer Grundschulen zu stärken und zu verbessern. Zwölf Grundschulen beteiligen sich an dem Projekt. Es geht um Gewaltprävention, darum, sich zu behaupten, „Nein“ sagen und Grenzen aufzeigen zu können.

Hinter dem Gewaltpräventionsprojekt steht das Netzwerk Rheinland Köln. Finanziert werden die Schulungen durch Spenden – im diesem Fall auch durch die Schulpatenschaft der Mainzer Tiefbaufirma W. K. Kaufmann – sodass das Projekt auf weitere Grundschulen ausgeweitet werden konnte.

Es gebe gute und schlechte Geheimnisse, sagt der Trainer. Die guten könne man für sich behalten; hätten keine schlimmen Konsequenzen. Die schlechten jedoch schon. Wenn der Vater die Mutter schlägt. Die Mutter jede Nacht weint. Der Körper ungewollt angefasst wird – durch „Prima Klima/ Mut tut gut“ sollen die Kinder lernen, zu sprechen und lernen, dass es einen Unterschied zwischen petzen und sich schützen gibt.

An die Tafel hat der Trainer ein Herz gemalt, in Rot. Die Wiederholung des Gelernten vom Vortag beginnt. Das Herz symbolisiert Liebe. Aber Liebe könne auch enttäuscht werden, erklärt der Trainer. Dann bekomme das Herz Kratzer. Der Mentor malt zwei weiße Striche in die Herzform. „Es braucht lange, bis die weg sind“, sagt er. Er malt einen blauen Kreis um das Herz. Eine Seifenblase. „Jeder Mensch entscheidet für sich, wer in die Schutzblase darf.“ Die Kinder dürfen sich wehren, Hilfe holen, wenn jemand unerlaubt in ihre Schutzblase eindringt.

Am Ende des Gewaltpräventionsunterrichts sind sich die Lehrer einig: die Kinder hätten sich verändert, seien selbstsicherer, hätten mehr Respekt, beachten stärker die Regeln. Ihnen wird bewusst, was Mobbing ist und was nur ein dummer Spaß. Der Klassenzusammenhalt sei deutlich besser geworden, die Pausen entspannter.